für Eltern
Liebe Eltern von hochsensiblen Kindern,
hier haben wir einige grundlegende Informationen für Sie zusammengestellt und beantworten einige Fragen, die uns immer wieder gestellt werden. Wir wissen, dass sich einige Eltern mehr Informationen wünschen, aber das wäre hier zu ausführlich. Es gibt jedoch sehr gute Bücher zu dem Thema, auf die wir später im Text verweisen.
Einige Merkmale hochsensibler Kinder
- Eine feine Antenne für Stimmungen
- Mitfühlend, intuitiv, empathisch
- Ein reiches Gefühlsleben
- Umsichtig und gewissenhaft
- Gründliche Informationsverarbeitung
- Leicht erregbar, schreckhaft, leicht zu überstimulieren
- Schmerzempfindlich, Neigung zu Allergien, manche Medikamente vertragen sie nicht
- Sie mögen eher keine Wettkämpfe (besonders Introvertierte HSL)
- Eher scheu – sie stehen nicht gerne im Rampenlicht
Was brauchen hochsensible Kinder generell?
- Äußere Ruhe führt zu innerer Ruhe. Weniger ist oft mehr! Stress macht nervös und führt zu Gereiztheit und Schlafstörungen.
- Überreizung vermeiden. Keinen vollen Terminkalender und zu viele Aktionen an einem Tag oder in einer Woche. Das Kind benötigt Ruhezeiten, um das Erlebte zu verarbeiten und innerlich zu sortieren.
- Je gelassener und klarer die Mutter (der Vater) ist, desto entspannter ist das Kind!
- Ein strukturierter Alltag und Rituale geben dem Kind Sicherheit. Das Kind möchte einen berechenbaren Alltag, weil es andernfalls zu viele neue Impulse zu verarbeiten hat. Das kostet Zeit und Kraft oder führt zur Überreizung.
- Holen Sie das Kind in seinen Gefühlen ab. Das brauchen nicht nur hochsensible Kinder. Wenn ein Kind in seinen Gefühlen abgeholt wird, fühlt es sich verstanden und kann entspannen. Das ist viel wirksamer als jeglicher Druck, vor allem wenn ein Kind blockiert. So kann man sich viele nervige Diskussionen und Kämpfe mit dem Kind ersparen. (Unsere Buchempfehlung: „Total fertig, oder voll gut drauf“, s.u.)
- Den Kindern helfen im Umgang mit Intuition und Empathie. Hochsensible Lastenträger-Kinder neigen dazu, sich die Nöte der Familie, der Freunde, sogar die Nöte der Natur oder der Welt aufzuladen. Helfen Sie dem Kind, seine Verantwortung zu begrenzen, Informationen zu sortieren und zeigen Sie ihm, wie es sich schützen kann.
- Respektvolle Kommunikation, Lob und Anerkennung. Das hilft den Kindern, die eh dazu neigen sich als „Sonderlinge“ zu sehen und die oft Ablehnung erfahren, trotzdem ein gutes Wertgefühl aufzubauen.
- Konflikten vorbeugen. Gute Regeln, klare Absprachen sind im Familienalltag nötig.
- Klare, sichere Regeln und berechenbare angemessene Konsequenzen. Besonders hochsensible Kinder wollen wissen, was erwartet wird und welche Konsequenzen ihr Handeln nach sich zieht. Sie durchdenken die Situationen und entscheiden dann.
Hochsensible Eltern von hochsensiblen Kindern – was sollten Sie beachten?
Hier haben wir für Sie zehn Tipps von Elaine Aron zusammengefasst (aus: Das hochsensible Kind, Seite 155-160):
1. Bleiben Sie unbefangen, vermeiden Sie eine Überidentifikation mit Ihrem Kind. Ihr Kind ist nicht Sie! Erkennen Sie die Unterschiede zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Wo ähnelt es Ihrem Partner?
2. Vermeiden Sie überfürsorgliches Verhalten, ermöglichen Sie es Ihrem Kind, selbst neue Erfahrungen zu sammeln. Legen Sie Ihre Ängste nicht auf Ihr Kind und belasten Sie es nicht damit.
3. Ermöglichen Sie es Ihrem Kind Neues auszuprobieren, auch wenn Sie selbst kein Interesse daran haben. Es sollte allerdings altersgemäß und für Ihr Kind schaffbar sein, damit es nicht scheitert und sich als Versager fühlt. Das Versagensgefühl hängt aber auch stark von der Person ab, bei der Ihr Kind etwas lernt und dem Ihr Kind sich anvertraut.
4. Hat Ihr Kind Probleme, eigene Interessen zu entwickeln, dann bieten Sie ihm eine gewisse Auswahl an und helfen Sie ihm. Sagen Sie ihm, wie es für Sie war, etwas Neues zu beginnen und wie wichtig es ist, sich auf Neues einzulassen.
5. Wenn es Ihrem Kind schlecht geht, dann versuchen Sie eine übergeordnete Perspektive zu gewinnen, statt sich selbst vom Schmerz des Kindes überwältigen zu lassen. Das Leben ist nicht fair, wir alle müssen uns den Schwierigkeiten und Herausforderungen stellen und daraus lernen. Erzählen Sie dem Kind von Ihren eigenen Höhen und Tiefen und Ihren Kämpfen und was Sie Gutes gelernt haben, das hilft am ehesten weiter. Wenn möglich, beten Sie für diese Situationen, beziehen Sie Gott mit ein.
6. Machen Sie sich für Ihr Kind stark und beschützen Sie es, wenn es einer schwierigen Situation ausgeliefert ist und alleine nicht zurecht kommt, zum Beispiel gegenüber Lehrern oder unfairen Klassenkameraden. Geben Sie dem Kind das Gefühl, nicht ohne Hilfe dazustehen, aber vermeiden Sie den Eindruck, dass Hochsensible immer schüchtern und / oder arme Opfer sind.
7. Lehren Sie Ihr Kind, wie es für sich selbst eintreten kann. Je älter die Kinder werden, umso mehr müssen sie für sich selber kämpfen. Dazu müssen Sie angemessene Grenzen setzen, damit das Kind sich nicht auf Ihren Fähigkeiten ausruht. Das stärkt nur ihre Minderwertigkeit und fördert eine Opferhaltung.
8. Kümmern Sie sich angemessen um Ihre eigenen Bedürfnisse. Ein überforderter und angespannter Elternteil wird kaum angemessen und ruhig auf sein Kind eingehen und ihm Sicherheit vermitteln können. Beispiel: Sauerstoffmasken im Flugzeug nehmen zuerst die Eltern!
9. Steigern Sie Ihre eigene Selbstachtung. Malen Sie sich vor Augen, was Sie gut können. Welche Vorteile hat Ihre Hochsensibilität? Wenn Sie sich als Mensch zweiter Klasse fühlen, wird Ihr Kind dazu neigen, sich ebenso zu fühlen.
10. Alle Eltern machen Erziehungsfehler, niemand ist perfekt. Darum fühlen Sie sich nicht übertrieben schuldig, wenn in der Erziehung nicht alles gelingt und Sie Fehler machen. Geben Sie die Fehler zu, und entschuldigen Sie sich dafür. Aber entschuldigen Sie sich nicht dauernd dafür, wenn Sie Ihrem Kind etwas abverlangen, oder bedauern es für normale Herausforderungen. Vermitteln Sie ihm das Gefühl: Opfer gehören dazu, durch Herausforderungen wachsen wir und werden wir stark. Manche Opfer sind unvermeidlich.
Opfer und Verzicht tragen zur Persönlichkeitsbildung bei. Wer seine Kinder vor jeder Enttäuschung bewahrt, erzieht kleine Tyrannen und / oder lebensunfähige „Opfer“.
Warnung: Wenn Sie ständig Schuldgefühle den Kindern gegenüber haben, werden Sie emotional erpressbar. Kinder finden das schnell heraus und halten Sie dann ständig auf Trab, bis zur völligen Erschöpfung. Darum setzen Sie angemessene Grenzen zu Ihrem Schutz und lehren so Ihr Kind, die Grenzen anderer zu respektieren, ohne sich schuldig zu fühlen.
Hochsensibel oder AD(H)S?
Das ist eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt wird. Dazu können wir leider keine eindeutige Antwort geben, weil keine bzw. zu wenige wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen. Wir können nur auf entsprechende Literatur verweisen und die Eltern bitten, sich selbst ein Bild zu verschaffen.
AD(H)S bedeutet Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung
Nicht auf jedes Kind, das durch Unruhe auffällt und Konzentrationsprobleme hat, trifft die Diagnose AD(H)S zu. Vorsicht bei der zu schnellen Diagnose und vor allem bei einer vorschnellen Verschreibung von Ritalin. Um AD(H)S festzustellen gibt es gute Testverfahren.
Hochsensible Kinder
Auch Hochsensibilität kann ein Grund für Unruhe oder Unaufmerksamkeit sein. Wie gesagt haben diese Kinder Probleme, die vielen Reize und Eindrücke, die auf sie einströmen zu verarbeiten. Dadurch können sie unruhig oder unkonzentriert werden.
Im Gegensatz zu vielen AD(H)S Kindern können Hochsensible Kinder nach einer Ablenkung den verlorenen Faden wieder aufgreifen und da anknüpfen, wo sie vor der Ablenkung tätig waren.
Durch das Schaffen guter äußerer Strukturen und das Reduzieren von Reizen kann einem hochsensiblen Kind zu mehr Ruhe und Konzentration verholfen werden.
Was sagen Fachleute dazu?
Elaine Aron hat in ihrem Buch „Das hochsensible Kind“ kurz etwas zur Unterscheidung von AD(H)S und Hochsensibilität geschrieben, aber es ist unbefriedigend. Wesentlich ausführlicher und fundierter geht Birgit Trappmann-Korr auf das Thema ein in ihrem Buch “Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal“. Sie meint sogar, dass sich ADS und Hochsensibilität gegenseitig ausschließen. Spricht man mit Fachleuten für ADS, so kann man hören, dass Hochsensibilität wohl eine Form von ADS sei, oder sie haben gar keine Vorstellung davon, was Hochsensibilität bedeutet.
Jedenfalls können ausgebildete Fachleute heute AD(H)S durch gute Testverfahren eindeutig feststellen. Das ist auch nötig, Vermutungen sollten hier nicht ausreichen, um ein Kind in die „ADS-Ecke“ zu stellen. Bei der Hochsensibilität von Kindern müssen wir uns leider auf unsere Beobachtungen beschränken und ausprobieren, was ihnen hilft, mit dem Leben entspannt zurecht zu kommen.
Einige uns bekannte erfahrene Erzieherinnen können bei ihren Kindergartenkindern durch Beobachtung unterscheiden, ob ein Kind hochsensibel ist, oder eher unter ADS leidet. Entsprechend gehen sie auf das jeweilige Kind ein.
Hochsensibilität und Hochbegabung
Viele hochbegabte Kinder sind gleichzeitig hochsensibel. Aber nicht alle hochsensiblen Kinder sind hochbegabt.
Typisch für hochbegabte Kinder sind ein großer Wissendurst und eine sehr schnelle Auffassungsgabe. Intellektuell sind sie ihren Altersgenossen voraus. Oft sind sie Autodidakten, d.h., sie bringen sich vieles selbst bei, wie z.B. lesen. In der Schule haben hochbegabte Kinder oft Probleme, vor allem, wenn sie gleichzeitig hochsensibel sind.
Ulrike Hensel beschreibt hilfreich, wie man Hochbegabung und Hochsensibilität unterscheiden kann (und worin sich die Phänomene ähneln).
Literatur und CDs zu diesem Thema
Elaine Aron, Das hochsensible Kind – Wie sie auf die besonderen Schwächen und Bedürfnisse ihres Kindes eingehen. (MVG Verlag, 473 Seiten)
Elaine Arons Standardwerk über hochsensible Kinder.
Birgit Trappmann-Korr, Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal. Untertitel: Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung (VAK Verlag, 320 Seiten)
Dieses Buch bringt einige Aspekte der Hochsensibilität sehr gut auf den Punkt. Es geht u.a. um die Unterscheidung zwischen Hochsensibel und ADS.
Julia Leuze, Empfindsam erziehen – Tipps für die ersten 10 Lebensjahre des hochsensiblen Kindes (Festland Verlag, 151 Seiten)
Julia Leuze gibt zu den verschiedenen Altersstufen des Kindes sehr praktische Tipps zu wichtigen Themen und Fragestellungen. Viele Beiträge stammen von Eltern hochsensibler Kinder.
Catherine Crawford, Ich fühle was, was du nicht fühlst. Hochsensible Kinder verstehen.
(Patmos Verlag, 190 Seiten)
Ein sehr gutes Buch zum Thema Intuition und Empathie. Einige Hilfsangebote klingen etwas esoterisch.
E. Mühlan / A. Schröter, Total fertig oder voll gut drauf
– Helfen Sie Ihrem Kind mit seinen Gefühlen klar zu kommen
Das Standardwerk über den Umgang mit Gefühlen
(Gerth Medien, vergriffen. Nur noch zu beziehen bei Team.F in Lüdenscheid)
Eberhard und Claudia Mühlan, Das große Familienhandbuch – Erziehungstipps für alle Entwicklungsphasen Ihres Kindes
(Gerth Medien, zu beziehen bei Team.F in Lüdenscheid)
Ein Ratgeber für alle Eltern, die ein gutes christliches Erziehungskonzept suchen. Nicht speziell für Hochsensible Kinder!
CD mit MP3 Vorträgen
Dirk und Christa Lüling, Hochsensible Kinder verstehen und begleiten
- Eigenschaften hochsensibler Kinder
- Hochsensible Kinder in Gruppen (Kindergarten, Schule)
- Umgang mit Überreizung
- Umgang mit Gefühlen und Eindrücken
- Tipps für Eltern
MP3 CD vom Tagesseminar (6 Vorträge) Best. Nr. 3900
Zu bestellen unter www.team-f.de (linke Spalte unten: Shop-Empfehlungen)